Selbstorganisation

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Angst vor dem Kontrollverlust: Wenn Selbstorganisation draufsteht und Machtspielchen drin sind

„Tut mir leid.“ Der Chef schüttelt bedauernd den Kopf. „Du siehst ja, wie viel gerade zu tun ist, ich kann dir jetzt leider nicht freigeben.“ Die junge Mitarbeiterin zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen: „Aber ich habe meinen Urlaub doch mit dem Team abgesprochen, wir sehen da kein Problem.“ Er schüttelt den Kopf: „Tut mir leid.“

Ein klassischer Fall von Machtdemonstration, der leider auch in Unternehmen, die sich die Selbstorganisation von Teams auf die Fahnen geschrieben haben, an der Tagesordnung ist. Warum? Warum wird auch in Unternehmen, die eigentlich verstehen, was es mit dem Wandel der Arbeitswelt auf sich hat, wie wesentlich dieser für den Erfolg, die Flexibilität und Selbstverantwortung aller Mitarbeitenden ist – warum wird selbst in diesen Unternehmen oft die Selbstorganisation torpediert? Das Problem ist, dass Führungskräfte mit dieser neuen Art der Führung nicht klarkommen …

Der Killer für Ihre Zusammenarbeit im Team

„Ach was, Selbstverantwortung, das ist super, ich will, dass alle meine Angestellten so selbstbestimmt wie möglich arbeiten!“ Aber: Worin liegt denn dann Ihre Aufgabe als Führungskraft? Ich beobachte immer wieder, dass die neue Arbeitswelt vor allem für die obere Etage von Führungskräften jeglicher Art ein Problem darstellt. Weil sie die Kontrolle verlieren. Diesen Kontrollverlust kompensieren sie dann – meist sogar unbewusst – mit Machtspielchen: „Urlaub? Nö. Kann ich nicht genehmigen.“ Warum? – Weil der Chef die Kontrolle darüber hat.

Mit diesem Verhalten torpediert die Führungsperson jedoch nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und damit den eigenen Unternehmenserfolg, sondern auch langfristig die Zusammenarbeit. Denn wie reagieren Sie, wenn Ihnen jemand Ihren wohlverdienten Urlaub abspricht? Für mich ist das ein massiver Eingriff in die Persönlichkeit, der das Vertrauensverhältnis stört und zu einem schlechten Betriebsklima im gesamten Team führt.

Wie Sie Selbstorganisation organisieren

Wenn Sie als Führungskraft Ihr Team anweisen, selbstorganisiert und selbstbestimmt zu arbeiten, dann sollten Sie sie auch selbst organisieren und Entscheidungen treffen lassen. Welche Chancen sich auftun, wenn Sie Ihrem Team viel Freiheit lassen, habe ich Ihnen bereits in meinem früheren Beitrag „Warum Autonomie Ihre Teams so gut macht …“ aus meiner eigenen Erfahrung in der Start-up-Welt berichtet. Wenn Sie hingegen die Zügel eng halten, sich nur auf Ihre Machtinstrumente stützen und diese konsequent einsetzen, dann killen Sie Ihr Team, Ihre Zusammenarbeit von innen heraus.

Mein Rat hierzu ist simpel und doch für die meisten schwierig in der Umsetzung: Legen Sie Ihre Karten offen.

Klarheit ist der Schlüssel für eine gut gelingende und produktive Zusammenarbeit, für ein stabiles Vertrauensverhältnis untereinander und Projekte, die erst durch das Miteinander, den Austausch und die Schwarmintelligenz laufen.

Arbeiten: zusammen, selbstbestimmt und produktiv

Als Führungskraft haben Sie Aufgaben und gesetzliche Pflichten. Sie haben für die Rahmenbedingungen zu sorgen, damit Sie gemeinsam mit Ihrem Team Ziele erreichen. Und wenn Sie die alten hierarchischen Strukturen gewohnt sind, deswegen beispielsweise alle Urlaube, die nicht in Ihre festgefahrenen Denkmuster passen, kategorisch ablehnen, dann sind sie bald alleine in Ihrem Team.

Gehen Sie in die Kommunikation: Womit sind Sie selbst gerade überfordert? Vor welchen Herausforderungen stehen Sie? Wie können Sie Ihren gesetzlichen Pflichten genügen und Ihrem Team gleichzeitig die Autonomie ermöglichen?

Holen Sie sich das Feedback von Ihrem Team ein: Welche Ihrer Angewohnheiten torpedieren ein selbstorganisiertes Arbeiten?

All das stärkt Ihr Vertrauensverhältnis. Ihre Mitarbeiter werden auf Sie zukommen und da um Unterstützung bitten, wo es nötig ist.

So starten Sie in eine neue Ära der Führung: Statt mit Zügeln führen Sie Hand in Hand.

Ihre Carolin Salamon

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