Lauschen erlaubt.

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„Lauschen ist erlaubt.“ Warum Sie Ihre Glaubenssätze überdenken sollten

Was ich als Erstes tue, wenn ich mit einem neuen Team arbeite: Ich spiele die ‚Lauscherin an der Wand‘, höre zu, will lernen und verstehen: Wie gehen die Leute im Team miteinander um, was für eine Gesprächskultur haben sie, welches Verhalten und welche Verhaltensregeln kann ich erkennen? Welchen Glaubenssätzen folgen sie?

Leute belauschen gehört sich nicht? Doch! Ich bin sogar der festen Überzeugung, Sie als Führungskraft sollten mehr lauschen lernen.

Wie tickt Ihr Team?

Stellen Sie sich zum Beispiel ein ganz normales Online-Meeting vor. Da sind die einen schon vor dem Beginn online, plaudern miteinander, erzählen von ihrem Wochenende. Andere hören schweigend zu. Wieder andere sind zwar da, schalten aber ihr Mikro aus. Und noch andere schalten sich erst zum offiziellen Beginn des Meetings dazu. Das ist in jedem Team unterschiedlich – und Sie können daraus viel ablesen.

Superspannend ist auch zu beobachten, wie sich die Gespräche im Team oft schlagartig ändern, wenn ein bestimmtes Teammitglied dazukommt. Oder wer wie oft und wie lange über welches Thema redet. Es gibt ja auch Leute, die können ganze Meetings töten, weil sie immer ohne Ende reden.

Aber es geht dabei nicht darum, ‚Charakterstudien‘ zu betreiben, etwas über einzelne Mitarbeiter herauszufinden. Es geht darum, dass Sie erfahren, nach welchen Regeln und unbewussten Glaubenssätzen die Menschen im Team miteinander umgehen.

Woran glaubt Ihr Team?

In vielen Unternehmen ist ein solcher Glaubenssatz zum Beispiel, nie über Privates, nie über sich selbst zu sprechen. Das gilt dort als Zeichen von Unprofessionalität. Also kommt den Mitarbeitern dort auch kein ‚Du‘ über die Lippen und alle tragen dunkle Business-Tarnkleidung. Überspitzt formuliert: In solchen Unternehmen geben die Mitarbeiter ihre Persönlichkeit an der Garderobe ab – und damit auch ihre Kreativität, ihren Teamgeist, ihr Miteinander.

Und Letzteres ist in meinen Augen natürlich das genaue Gegenteil von dem, was Sie als Führungskraft von Ihren Mitarbeitern erwarten sollten. Jetzt können Sie aber nicht hingehen und Ihren Mitarbeitern sagen: „Ich erwarte mehr Kreativität!“ Sie können die Menschen nicht verändern. Sie können auch das System, in dem diese Menschen arbeiten, nicht einfach austauschen. Aber Sie können Impulse geben und – hoffentlich – dadurch das System so verändern, dass kreatives, engagiertes Verhalten wahrscheinlicher wird.

Ändern Sie das System – nicht die Mitarbeiter!

Ich habe zum Beispiel einmal miterleben dürfen, was passierte, als ein Unternehmenschef in seiner Firma das ‚Du‘ als Standard-Anrede einführte. Nach ein paar Jahren hatte sich das Bild dort komplett verändert. Statt dunkelblauer Sakkos und Kostüme mit weißem Hemd oder Bluse und Stöckelschuhen überall, ging es modisch deutlich bunter zu. Und vor allen Dingen: Es gab jetzt auch sehr viel mehr Mitarbeiter, die sich trauten, ihre eigenen Ideen und Vorschläge in die Arbeit einzubringen. Und genau das wollte der Unternehmenschef erreichen: Das ‚Du‘ sollte ja keine Kuschelkultur in seinem Unternehmen etablieren. Es sollte lediglich ein Impuls sein, mit dem er der Kreativität, dem Teamgeist, dem Engagement seiner Mitarbeiter mehr Raum geben wollte. Übrigens: Der Impuls hätte auch wirkungslos sein oder „nach hinten“ losgehen können. Aber: Ohne Impuls keine Änderung …

Mein Rat: ‚Belauschen‘ Sie Ihre Teams. Welche Glaubenssätze herrschen dort? Wo sehen Sie einen Ansatzpunkt, um vielleicht einen Impuls zu setzen, der diesen Glaubenssätzen entgegenwirkt. Und dann: Seien Sie mutig, setzen diesen Impuls und beobachten, was passiert!

Ihre Carolin Salamon

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