Was erwarten Sie von Ihren Leuten? Was denken Sie, ist nötig, damit Ihr Team diese Erwartungen erfüllt?
„Das läuft super. Wir reißen richtig was. Meine Leute sind schnell und effizient unterwegs. So richtig agil. Da kommt wirklich was bei rum. Es gibt keine Konflikte. Das Team ist locker, fröhlich. Auch wenn ich dabei bin. Und von oben werden wir für unsere Ergebnisse gelobt!“
So artikulierte eine Führungskraft, was sie von ihrem Team erwartete. Und sie ist damit nicht alleine. Meiner Erfahrung nach ist das eine typische Erwartungshaltung, mit der Entscheider an ihr sich selbst organisierendes Team herangehen – und sich dann wundern: ,Warum wird gerade mein Team meinen Erwartungen nicht gerecht? Warum gibt es Konflikte? Warum reißt mein Team doch nicht so viel, wie gewünscht?’
Und warum ist das so? Häufig finden Sie den Grund für dieses Problem im Bauchgefühl von Führungskräften, vielleicht ja sogar in Ihrem Bauchgefühl …
Wenn Ihr Bauchgefühl das Team blockiert
Was meine ich mit dem Bauchgefühl? Viele Unternehmen setzen verstärkt auf selbstorganisierende Teams, die agil und wertschöpfend für das Unternehmen unterwegs sein sollen. Um eben in einer immer volatileren Welt dafür zu sorgen, dass das Unternehmen auch morgen noch erfolgreich ist.
Nur: Häufig stehen die Führungskräfte diesem aus meiner Sicht sinnvollen Weg hin zu sich selbst organisierenden Teams im Weg. Denn sie verstehen nicht, was ihre Aufgabe bei dieser Entwicklung ist.
In den meisten Unternehmen sind die Führungskräfte eben keine Führungskräfte, sondern immer noch Steuerungskräfte. Das ist ihr Selbstverständnis. Das ist ihr Wissensstand. Und aufgrund dieses Wissensstandes handeln sie dann intuitiv, aus einem Bauchgefühl heraus.
Ihr Bauch sagt ihnen, dass sie ihr Team steuern sollten, um dafür zu sorgen, dass es Team tut, was von ihm erwartet wird: Sie mischen sich also ein.
Lassen Sie Ihr Team in Frieden!
Ich erlebe es immer wieder, dass ein Team eigentlich sehr gute Skills hat, alle Voraussetzungen, um auf höchstem Niveau für die Wertschöpfung des Unternehmens zu sorgen. Aber dann mischt sich die Führungskraft ein und zieht jemanden raus. Oder steckt jemanden in das Team hinein, der eben nicht passt. Oder sie regiert ins Team hinein, um es in die Richtung der eigenen Erwartungen zu lotsen.
Das führt aber eben nicht dazu, dass ein Team wirkungsvoller agiert. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ein Team den Erwartungen einer Führungskraft nicht gerecht wird, dann sind genau diese Erwartungen, auf die aus dem Bauch heraus mit Einmischung reagiert wird, der eigentliche Grund, warum das Team nicht funktioniert. Fatal für ein Unternehmen.
Wenn Ihr Bauch sagt, dass Sie steuernd eingreifen sollen, dann ist er ein schlechter Ratgeber für Sie als Führungskraft. Dann ist er nicht auf dem aktuellen Stand, was Führungswissen betrifft. Dann ist Ihr Bauch nicht mehr up to date.
Das ist natürlich eine krasse Erfahrung. Weil so viele Führungskräfte an sich selbst noch mit der Erwartungshaltung rangehen, Ihr Team steuern zu müssen. Weil ihre eigene Erwartungshaltung sie in Not bringt, in Situationen, in denen sie nicht wissen, was sie tun sollen.
Wenn Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, Sie sollten Ihrem Team mitteilen, was es zu tun habe, möchte ich Ihnen raten: „Bitte tief Luft holen und – nicht einmischen!“
Versuchen Sie dem Impuls, steuern zu müssen, entgegenzusteuern.
Tun Sie am besten nichts von dem, was Sie bisher getan haben. Hören Sie nicht auf Ihren Bauch, sondern schauen Sie sich erst einmal an, was Ihr Team wirklich für eine gute Performance braucht. Und das kann etwas ganz anderes sein, als Sie heute noch erwarten.
Ihre Carolin Salamon